29. Mai 2024 Industriekultur Eberswalde – Zwischen Kranbau und Platte.
Ort: Familiengarten Eberswalde, In Kooperation mit der Eberswalder Familienwoche „Generationen im Dialog“
Der an diesem Tag kaum besuchte Familiengarten Eberswalde mit den vielen Denkmalgeschützten Gebäuden aus der Eberswalder Industriekultur, wie der über 200 Jahre alten Borsig-Halle, eignete sich wunderbar für dieses Thema. Beginn und Ausklang konnten wir im ebenerdigen Saal mit Ausblick über den großen Vorplatz genießen, über den wir während der Dialoge wanderten.
Trotz der Familienwoche unter dem Titel „Generationen im Dialog“ und dem Thema, dass Eberswaldern und auch zugezogene sehr ansprechen dürfte, kamen zu dieser Veranstaltung deutlich weniger Teilnehmende als erwartet und gehofft. Das führen wir auf das breite Dialog-Angebot während dieser zweieinhalb Wochen der Familienwochen zurück: Es gab so viele ähnliche Parallelveranstaltungen in Kitas und Altersheimen, am Marktplatz und anderswo im Park, dass unser Angebot trotz zielgruppenspezifischer Werbung im nahen Silberwald und Nachwerben in den Sozialen Medien wohl etwas unterging. Es fanden sich: drei gebürtige Eberswalder_Innen verschiedener Generationen, zwei frisch zugezogene, vier vor längerem Zugezogene, wie die Auftaktrunde zeigte.
Auftakt
Mit einem Arbeiter-Gedicht, dass es in sich hat, stimmt Schauspieler Steffen Shorty Scheumann uns auf den Nachmittag ein.
- Faszination
- Anziehung, Lokal-Geschichte verstehen und darüber auch die neue Wahl-Heimat anders verstehen wollen und können
- Grusel und Respekt vor hartem Leben der Industrie-Arbeiter: Meine Erfahrungen damit als Junger Mensch, über die Schulbesuche in Betrieben, die waren so eindrücklich, da wusste ich: Das will ich nicht!
- Erste Gedanken und Bilder zum Thema: Rauchschaden und dreckige Abwässer, Wurstwaren, als Krankenschwester die Folgen von Industrieunfällen sehen
- Identitäts-Verlust: so viel ist nach der Wende verscherbelt worden
- Widersprüche von Arbeiter-Gemeinschaft ↔ Zwang zur Arbeit und Umweltzerstörung
- Heute: 30% Arbeitslosigkeit
Die Dialoge
Im großen Hof zwischen Borsighalle, stillstehendem Kid-Car-Bereich unter altem Hallen-Dach und urigem Mauerwerk mit unterirdischen Tretboot-Kanälen wanderten die Gesprächspaare . Dabei kamen sie auch an der größten Taschenuhr der Welt und skurrilen Metallturbinen und riesigen Zahnrädern vorbei.
Ein ideales, sehr inspirierendes Ambiente zu diesen Fragen:
1. Wann sind sie der Industriekultur das erste Mal begegnet? Wie war das?
2. Was macht es mit Ihnen das Erbe der Industriekultur heute zu sehen?
3. Was passiert mit dem Erbe? Verschwinden lassen, Wiederaufbauen, Neu erfinden?!
Die Trompete rief uns auch über die größere Entfernung immer wieder zusammen und zum Partner-Wechsel. Da aufgrund ungleicher Altersverteilung beide Moderatoren in den Gesprächen einsprangen, sind von den Dialogen selbst diesmal keine Fotos entstanden.
Abschluss und Ausklang
Wie war das Reden & Zuhören zu zweit? Was war neu oder besonders für Sie?
Zum Format
- Das Teilen und zuhören zu zweit, das mochte ich sehr.
- Mir hat sehr gut die Art des Treffens gefallen… Das ist im Alltag so selten, uns so zu zeigen, mit unserer Geschichte und allem. Das hat mich berührt, das wünsch ich mir jede Woche!
Zum Thema
- Gedanke: Industrie – Kultur – Nation: gibt es eine humane Industrie? (Wie) Geht das dabei auch Lebensgrundlagen zu erhalten?
- Ich habe festgestellt, ich weiß so wenig über Eberswalde -… Obwohl ich dabei war, bei Industrie in der DDR.
- Hier war so viel was wir jetzt brauchen: Eine neue, andere Industrikultur als Arbeitsplätze
- Heute werden andere Dinge gebraucht als damals. Was ist das, was machen wir damit, und wie kann das zusammengehen?
- Der Charme des Alten- Aber nicht als Kopie, sondern mit neuem Leben.
- Wie kann das werden: nicht nur zu malochen… Für meine Kinder die offene Frage: Was war, was davon will ich nicht mehr, was aber stattdessen?
- Ich muss sagen, ich hab mich in diese Stadt verliebt.
→ Lasst uns wertschätzend und kritisch mit der Vergangenheit umgehen!
In der Abschlussrunde und im Anschluss daran wurden Stimmen laut, die beklagten, dass selbst zu solchen Formaten die ganz Jungen freiwillig kaum zu bekommen sind, und auch doch so relativ wenig Ältere. Wie kann das noch besser gelingen? Darüber wurde in der Runde gemeinsam nachgedacht.